Mehr als 100 studentische Projekte wurden im Sommersemester 2018 auf der MediaNight präsentiert, unter diesen auch das Informationsdesign-Projekt „Erlebnisraum 4.0”. Im Rahmen des Moduls „Projektkonzeption und Projektrealisation” haben 15 Studierende zwei Erlebnisräume konzipiert, in denen sich die Besucher über flexible Arbeitszeitmodelle informieren und austauschen können. Das Besondere daran: Die Vermittlung der Informationen erfolgt mithilfe von Poetik, die das Erlebnis positiv beeinflussen soll.
Ein Ansatz, der in der Theorie schön und gut klingen mag, aber zuvor in dieser Form noch nie getestet wurde. An dieser Stelle kam die MediaNight am 5. Juli 2018 ins Spiel. Werden die Erlebnisräume die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen? Lassen die Besucher sich auf die Aufgaben ein, die ihnen an den verschiedenen Stationen begegnen? Kommt es zu einem kommunikativen Austausch untereinander? Sind die Erlebnisräume informativ genug? Haben die Besucher Spaß dabei, sich im ersten Raum klassisch für die Arbeit einzustempeln, ehe sie in den zweiten Raum entlassen werden, um sich dort freier zu bewegen?
Um diese Fragen zu beantworten und das Konzept zu verbessern, hat das Projektteam während der MediaNight ungefähr 10 Prozent der 250 Besucher befragt. Zu den beliebtesten Stationen zählten „Mitarbeiter angeln”, „Sabbaticalendar”, „Blindtext” und “Gedichtsharing”, die alle im zweiten Raum der zukünftigen Arbeitswelt zu finden waren. 30 Prozent der Befragten haben die Poesie in den Räumen nicht bewusst wahrgenommen, 50 Prozent hatten nicht den Eindruck, dass sie sich mithilfe von Poesie besser mit der Thematik auseinandersetzen konnten. Eine weitere signifikante Zahl: 75 Prozent der Befragten würden gerne etwas an ihrer aktuellen Arbeitssituation verändern.
„Ich fand es sehr cool, zu sehen, wie viel Mühe in die Gestaltung der Arbeitsräume geflossen ist, und die kleinen Details an den Arbeitsplätzen zu entdecken. Ich habe wirklich gespürt, dass ich in zwei verschiedenen Welten bin, auch wenn ich überrascht war, wie intensiv ich das wahrgenommen habe – zunächst unterbewusst, später dann bewusst durch die Musik und die Hintergrundgeräusche, die die Stimmung im jeweiligen Raum beeinflusst haben. Das war beeindruckend.“
– Kathrin Werner, Besucherin der MediaNight
„Sehr gelungen an der Ausstellung fand ich die Stimmung, die durch die Ausgestaltung der beiden Räume kreiert wurde. Insbesondere die Details wie bspw. die Stempelkarte haben das Erlebnis für mich authentisch wirken lassen und ich fühlte mich immer wieder an Situationen aus meinem eigenen Berufsleben erinnert. Etwas unglücklich gelöst fand ich jedoch die Aufteilung der Ausstellung in zwei getrennte Räume, welche ich zu Beginn gar nicht realisiert hatte.“
– Prof. Dr. Jörg Westbomke, Fakultät Information und Kommunikation
„Wir freuen uns wirklich sehr, dass das Konzept so guten Anklang bei den Besuchern gefunden hat. Wir haben viel positives Feedback bekommen, aber natürlich auch Anmerkungen, was noch verbessert werden könnte. Das werden wir dann auch in unseren finalen Bericht einbringen. Ich bin echt stolz auf das ganze Team, dass alles so super geklappt hat! Jeder hat mit angepackt und war präsent.”
– Jessica Stockburger, Leiterin des Projektteams
Wer sich an der MediaNight nicht selbst ein Bild der beiden Erlebnisräume machen konnte, findet im Folgenden eine kurze Auflistung der Stationen und ihrer Aufgaben.
Frage und Antwort – Fragen wie “Warum sitze ich eigentlich immer noch hier?” dienten als Blickfang, um den Besucher anzulocken. Informationskärtchen erläuterten beispielsweise den 8-Stunden-Tag.
Hörstationen – Hier konnte Poesie in klassischer oder musikalischer Form mit dem Gehörsinn erfahren werden.
Psycho-Test – Ein Psycho-Test gab Aufschluss darüber, welches flexible Arbeitszeitmodell, über das der Besucher im zweiten Raum mehr erfahren kann, für den Besucher in Frage kommen könnte.
Zeit absitzen – Der Besucher durfte bekannte Sprichwörter zum Thema „Zeit” zusammensetzen, während eine 3-Minuten-Sanduhr durchlief. Erst, wenn der Sand komplett durchgelaufen war, durfte der Besucher weiterziehen.
Mitarbeiter angeln – Mitarbeiter, deren individuelle Bedürfnisse auf ihrem Körper vermerkt waren, durften vom Besucher aus ihrem Büro gefischt werden, um daraufhin einem neuen Arbeitszeitmodell, Coworking oder dem 6-Stunden-Tag, zugeordnet zu werden.
Blindtext – Flexible Arbeitszeitmodelle mussten vom Besucher blind ertastet werden.
Sabbaticalendar – In einem Kalender waren die Fehltage drei Mitarbeiter im Büro eingetragen, die mit den Arbeitszeitmodellen „Homeoffice“, „Sabbatical“ und „Urlaub aufgrund von Gleitzeit“ zusammenhingen. Der Besucher musste mit Hilfe von Hinweisen Mitarbeiter und Arbeitszeitmodell zuordnen.
Gedichtsharing – Um die Vorteile kooperativen Arbeitens hervorzuheben, durfte der Besucher an diese Station im Team mit einem anderen Besucher ein Gedicht schreiben. Inspiration lieferten Wortschnipsel zu „Jobsharing” und „Hotdesking”
Infowand – Flexible Arbeitszeitmodelle erklärt, kurz, knackig und poetisch.
Nachklang – Eine Station für das Feedback des Besuchers, der die beiden Erlebnisräume in Gedanken Revue passieren lassen durfte. Außerdem konnte er an einem Laptop ein Wort als Gesamtfazit angeben, das daraufhin in der Wortwolke erschien, die an die Wand im Flur projiziert wurde.
Sarah Engler